Wolf von Fabeck, 19.07.2020

Osterfeuer, Gartengestaltung und klimaschutz

Sitten und Gebräuche hinterfragen


Mit Entsetzen reagiert die Weltgemeinschaft auf das Abfackeln des brasilianischen Regenwaldes. Doch sind wir hier in Europa viel besser?

Offenbar sind die physikalischen Zusammenhänge auch vielen von uns nicht geläufig. Wie kommt es sonst, dass überall im Lande ausgewiesene Umwelt- und Naturfreunde Restholz zu den Osterfeuern schleppen und sich an den aufsteigenden Flammen begeistern.

"Es ist doch nur Restholz, was hier verbrannt wird.
Es würde ja ohnehin verrotten!"

Dass diese übliche Rechtfertigung nicht stimmig ist, wird gleich weiter unten erläutert.

Zunächst werfen wir aber einen Blick auf die zugrunde liegenden Traditionen. Von völkischen bis zu religiösen Motiven reicht die Palette. Ein besonders abschreckendes Beispiel bietet ein nationalistischer YouTube-Beitrag,  den man höchstens noch aus historischem Interesse aufrufen mag. An den kann ich mich aus meiner Jugendzeit noch gut erinnern.

Auch in den Liturgien verschiedener Kirchen haben Osterfeuer oder ähnliche feierliche Feuer ihren Platz. Mit solchen liturgischen Feuern soll zumeist eine erhabene Idee anschaulich gemacht werden, doch wird dabei ungewollt gegen die Pflicht zur Bewahrung der Schöpfung verstoßen. Denn der Klimaschutz wird in all diesen Fällen vergessen.




Um dem Klimaschutz zur Geltung zu verhelfen, brauchen wir ein gewisses Grundverständnis. Dazu sollen die folgenden Hinweise verhelfen:

Zwei Arten von Kohlenstoff-Verbindungen
Kohlenstoffatome kommen in Tausenden von chemischen Verbindungen vor. Einige wenige dieser Verbindungen gehören zu den Klimagasen. Klimagase haben die Eigenschaft, dass sie die Abkühlung der Erdatmosphäre verhindern. Zu wenig Klimagas würde die Erde zu einem Eisklumpen erstarren lassen. Zu viel Klimagas lässt die Globaltemperaturen immer weiter ansteigen, bis alles bekannte Leben - Menschen, Tiere, Pflanzen - an Überhitzung stirbt. Die Klimakatastrophe!
Am bekanntesten ist das Klimagas CO2. Seine Moleküle bestehen jeweils aus einem Atom Kohlenstoff plus zwei Atomen Sauerstoff. Zur Zeit haben wir fast doppelt so viel CO2 in der Atmosphäre wie sich als bekömmlich erwiesen hat.

Der schwarze Punkt soll das Kohlenstoff-Atom symbolisieren.

Neben den kohlenstoffhaltigen Klimagasen gibt es unzählige Kohlenstoffverbindungen ohne Klimawirkung. Sie werden in den folgenden Grafiken vereinfachend als schwarzer Punkt dargestellt. Es handelt sich um Zigtausende von Materialien. Sogar Steinkohle, Braunkohle, Erdöl, Erdgas gehören dazu. Sie alle enthalten Kohlenstoffatome - aber nur wenn diese Materialien verbrannt werden, gefährden sie das Klima. Aus diesem Grund ist ein sofortiger Umstieg auf Wind- und Sonnenenergie so drängend und sogar an eine beschleunigte Rückholung von Klimagasen aus der Atmosphäre muss gedacht werden. Das nur zum Hintergrundwissen.


Wie Osterfeuer die Klimagase vermehrt

Wir sollten dankbar und zufrieden sein, wenn die grünen Blätter und Nadeln unserer Pflanzenwelt durch Photosynthese klimaschädliches Klimagas aus der Atmosphäre holen und in Pflanzenmaterial, Früchte, Stengel, Zweige, Baumstämme und Wurzeln umwandeln. Die Photosynthese gilt bisweilen als die wichtigste chemische Reaktion der Erdgeschichte.
Doch durch das Osterfeuer wird die Photosynthese wieder rückgängig gemacht. Es werden die klima-unschädlichen Kohlenstoffatome des Strauchschnitts in Klimagase, z.B. in CO2 verwandelt - schneller als die Photosynthese sie wieder aus der Atmosphäre zurückholen und klima-unschädlich machen kann.
So beschleunigen die Osterfeuer den Klimawandel.



Grundsatz-Überlegungen zu klimagerechter Gartengestaltung und Nutzung von Pflanzen

Im Kampf gegen den Klimawandel fehlt es u.a. an Flächen, auf denen die Fotosynthese CO2 aus der Atmosphäre holen kann. "Bodenflächen sind ein nicht vermehrbares Gut"

Artikel 14 Absatz (2) Grundgesetz besagt: "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen". Das sollten auch Garteneigentümer für sich gelten lassen.

Möglichst alles Tageslicht soll abgefangen werden, bevor es den Boden erreicht.

Klimagerechte Nutzung von Pflanzen
Große Pflanzen holen mehr CO2 aus der Atmosphäre als kleine Pflanzen.
Deshalb Hecken so hoch wie möglich wachsen lassen.
Deshalb Bäume nur dann beschneiden, wenn dringende Gründe vorliegen
Kurzgeschorener Rasen holt nur extrem wenig CO2 aus der Atmosphäre.





Selbst sogenanntes "Unkraut" ist klimafreundlicher als ein nackter Erdboden


oder als ein "Kies- oder Schottergarten"

Steinplatten und Kies holen kein CO2 aus der Atmosphäre.

Hinweise aus der Hannoverschen Landeskirche greifen die Verantwortung bezüglich der Friedhofsgestaltung auf
Es zeigt sich, dass das Ziel der Biodiversität sich gut mit dem Ziel des Klimaschutzes verbinden lässt. Auch hier geht es um Bewahrung der Schöpfung.

Wie verwerten wir Gartenabfälle?

Pflanzenkohle herstellen

Strauchschnitt für Igelquartier nutzen

Gartenabfälle kompostieren



Gärten des Grauens

Nur wenigen Gartenbesitzern ist bewusst, welche Mitverantwortung sie für das Weltklima tragen. Gartengestaltung gilt stattdessen vielfach noch als eine Frage der Konvention. Unter der Überschrift "Gärten des Grauens" finden sich im Internet viele bildliche Darstellungen mit bissigen Kommentaren zu so manchem Deutschen Kies- oder Schottergarten. Nebenbei bemerkt dürfte es erhebliche Aufmerksamkeit und Mühe verlangen, solche Gärten in ihrer makellosen Sterilität zu bewahren. Pflegeleicht sind sie keineswegs.

Freude am eigenen Garten weitergeben

Ist es nicht großartig, welche Köstlichkeiten die Natur aus dem CO2 der Atmosphäre machen kann. Schon kleine Kinder können das verstehen.

 



Sauerkirschen - Anfang Juli