Wolf von Fabeck, 31.05.2020

Corona ruiniert den öffentlichen Personen Nahverkehr

Unter Corona-Drohung bevorzugen Bürger ihr Auto
Müssen die Städte den Niedergang des ÖPNV hinnehmen?

Mit der Lockerung der Corona-Kontaktbeschränkungen nimmt in den Städten der Personenverkehr wieder zu. Doch die Zunahme erfolgt unausgewogen. Der Motorisierte Individual Verkehr wächst schneller als der Öffentliche Personen Nah-Verkehr. In Fachchinesisch heißt das "MIV schlägt ÖPNV"

Die Städte geraten in Bedrängnis, weil ihre Verkehrsbetriebe immer weniger Einnahmen erzielen. In Bussen und Straßenbahnen sind grob geschätzt nur noch 5 Prozent der Sitzplätze belegt.

Ist diese Zurückhaltung berechtigt?
Eine Verkürzung der Straßenbahnzüge und gleichzeitig eine Verdichtung der Zugfolge hat kaum eine ersichtliche Zunahme der Fahrgastzahlen bewirkt.

Die Mehrzahl der Fahrgäste verhält sich vorbildlich. Sie benutzt Mund-Nasen-Masken und nimmt Sitzplätze möglichst weit entfernt von den Mitreisenden ein.
An den Haltestellen erfolgt immer wieder einmal eine der vorgeschriebenen Stoß-Durchlüftungen der Waggons.
Nach bisherigen Erkenntnissen besteht nahezu keine Ansteckungsgefahr.

Offensichtlich fühlt sich die Mehrzahl der ehemaligen ÖPNV-Fahrgäste dennoch im eigenen Auto sicherer vor Ansteckung. Dafür gibt es leider Gründe:
Einzelne Fahrgäste, die provozierend ihre Mund-Nasen-Masken abnehmen und in die Gegend husten, ohne dass eine Aufsichtsperson eingreift. Die übrigen Fahrgäste können die Bahn oder den Bus aber erst verlassen, wenn das Fahrziel erreicht ist.

Was können die Verkehrsbetriebe unternehmen, um die Corona-Sicherheit weiter zu erhöhen?
Einhaltung der Maskenpflicht strenger kontrollieren. Die Klimaanlagen auf stärkeren Luftaustausch einstellen. Falls keine Klimaanlage vorhanden und die Außentemperaturen es zulassen, vorne und hinten im Wagen ein Fenster leicht geöffnet lassen, damit der Fahrtwind zu einem ständigen aber geringfügigen Durchzug führt. Haltegriffe häufiger desinfizieren. Hand-Desinfektions-Anlagen vorsehen.

Wie können die Städte den klimaschädlichen, gesundheitsschädlichen und finanziell abträglichen Rückfall in den MIV (motorisierten Individual Verkehr) verhindern?
Parkgebühren erhöhen. Innenstädte für den Durchgangsverkehr sperren. Straßen, die in die Innenstadt führen, in der Innenstadt als Sackgassen enden lassen. Busfahrstrecken für Privatfahrzeuge sperren. Fahrradstraßen nur für Fahrräder zulassen.
Die Verkehrsbetriebe könnten Leuten, die weit von der nächsten Haltestelle entfernt wohnen, eine Haustür-zu-Haustür-Mobilität anbieten. Man meldet sich mindestens eine Stunde vor Fahrtantritt beim örtlichen ÖPNV-Betreiber an. Dieser fasst die Anfragen zusammen, erstellt für seine elektrischen Kleinbusse einen spontanen Fahrplan und diese leisten dann Zubringerdienste zu den Haltestellen der Busse, der Straßenbahnen oder zum Hauptbahnhof. Die Aufgabe verlangt einige organisatorische Vorarbeit. Unter anderem muss auch Vorsorge gegen missbräuchliche Anforderung von Kleinbussen getroffen werden.
Nicht nur der ÖPNV-Kunde hat einen Vorteil, sondern auch die ÖPNV-Betreiber. Sie gewinnen nicht nur mehr Fahrgäste, sondern erfahren auch, wo der Bedarf besonders groß ist und können dann neue Linien/Haltestellen einrichten (flexible response).