Friedensoffensive mit Solarstromanlagen auf Gotteshäusern

Warum nutzen Kirchen dieses überzeugende Symbol nicht?


Landesbischof Friedrich Kramer ist bereits der zweite Friedensbeauftragte der evangelischen Kirche Deutschlands. Er trat 2021 die Nachfolge von Renke Brahms an, der das Amt von 2008 bis 2021 innehatte.

Was tut eigentlich ein Friedensbeauftragter?
Hören wir ihn selbst:

In einem lesenswürdigen Internetbeitrag vom 07.03.2022 schreibt Kramer unter anderem Militärausgaben seien tote Ausgaben. Es brauche vielmehr ein mehrfunktionales Konzept, das auch Reaktionen auf andere Herausforderungen - etwa Umweltkatastrophen - zulasse.

Diesen Worten müssten nun Taten, Aktionen, Maßnahmen der Kirche folgen, wenn es nicht bei einer Ein-Mann-Schau bleiben soll!

Seit März 2014 haben wir kriegsähnliche Verhältnisse auf der Krim und in der Ost-Ukraine und schließlich gibt es seit dem 24. Februar 2022 einen von Putin befohlenen militärischen Angriff auf die gesamte Ukraine.
Außerdem droht mit der Überhitzung der Erdatmosphäre weltweit eine Umweltkatastrophe, die das Ende der Menschheit und der gesamten Schöpfung, wie wir sie kennen, bedeuten würde.

Doch im Bereich der Kirche geschieht außer einigen Diskussionen auf hohem Niveau nur wenig.
Gebete sind im Kirchenbereich selbstverständlich. Aber der barmherzige Samariter - uns von Jesus als Vorbild dargestellt - hat im wesentlichen effizient gehandelt!

Es folgt nun ein Vorschlag für eine von vielen denkbaren Handlungs-Möglichkeiten:

Wenn wir den Gang der kriegerischen und der politischen Auseinandersetzung aufmerksam beobachten, können wir feststellen, dass Putin die Unterstützer der Ukraine durch willkürliches Ausschalten der Erdgas- und anderer Energielieferungen unter Druck setzt.
Putins Angriff auf die Ukraine wird begleitet von einer Erpressung unseres Landes im energiepolitischen Spektrum.

Energielieferungen aus Russland kann man nicht mit Waffengewalt erzwingen. Das würde die Kriegsgräuel noch steigern. Außerdem ist die aus Russland gelieferte Energie nicht klimafreundlich. Weder Erdgas, noch Erdöl, noch Kohle sollten wir uns wünschen!
Unsere Kirchen hingegen könnten friedliche Energie liefern, die auch noch die zweite von Friedrich Kramer erwähnte Bedingung erfüllt, nämlich auch gegen die Umwelt- bzw. die Klimazerstörung zu wirken.
Es handelt sich um Solarstrom von Kirchendächern, genauer gesagt von Gotteshäusern - also von Gebäuden, die jeder Bürger als Gebäude im Besitz der Kirche erkennt.
Diese Maßnahme würde im wesentlichen ein Höchstmaß an Öffentlichkeitswirkung auch außerhalb des Kirchenbereichs erzielen.
Sie hätte zudem eine messbare Auswirkung auf den in Deutschland angebotenen Strommix. Würden alle knapp 50.000 Kirchen Deutschlands mit Solarstromanlagen bestückt, so ergäbe sich eine Gesamtstromerzeugung, die in der Größenordnung bald einem Zehntel des durch den Atomausstieg wegfallenden Atomstroms entspricht.
   Und noch eine Anmerkung: Atomstrom selbst ist nicht klimaschädlich, aber bei der Gewinnung von Uran und der Herstellung der Brennstäbe fallen erhebliche Mengen von klimafeindlichem CO2 an!
Hier werden jedoch, wie man sieht, andere mächtige Interessen berührt: Weder die Energiekonzerne E.ON, noch RWE, noch EnBW und Vattenfall Europe und auch nicht ihre politischen Vorkämpfer bei den Medien und in den Parteien sind an privater oder bürgerschaftlicher Wind- oder Solarstromerzeugung interessiert. Schon gar nicht auf Kirchendächern - wegen des von ihnen gefürchteten Beispieleffekts! Ihre ablehnende Haltung überträgt sich im Wege der Sozialisation auch auf viele ehrenamtliche Mitglieder der Presbyterien und Gemeindekirchenräte.

Theologische Argumente zur Ablehnung einer Kirchen-Solaranlage gibt es nicht.
Vielmehr gibt es nur die Leugnung ihrer Notwendigkeit - also die Behauptung, dass keine Klimagefährdung bestehe.
Oder es gibt die Behauptung, dass Solarstrom wegen seiner zeitlichen Unregelmäßigkeit zu unzuverlässig sei.
Beide Behauptungen lassen sich sachlich widerlegen. Die Gegner der Kirchensolaranlagen weichen deshalb gerne auf ein anderes Argument aus:
Der Denkmalschutz würde einer Veränderung des Bauwerkes niemals zustimmen. "Leider, leider!"

Aber stimmt das überhaupt?

Die Sache mit dem Denkmalschutz

Denkmalschutz ist ein umfangreiches Fachgebiet der Gesetzgebung.
In einem nachfolgend auszugsweise zitierten Kommentar zum Denkmalschutz finden sich folgende erhellende Aussagen:

Wörtlicher Auszug aus dem Kommentar:
Der Denkmalbegriff ist nicht nur vom Erscheinungsbild her sehr weit gefasst. Er ist auch zeitlich nicht eingegrenzt, kann also durchaus Objekte der neueren Geschichte (z.B. der 80er Jahre) umfassen. Entscheidend ist, dass sie historische Botschaften in die Gegenwart und für spätere Zeiten übermitteln können.

Wörtlicher Auszug aus dem Kommentar:
Möglicherweise sind es gerade die Veränderungen gegenüber dem ursprünglichen Zustand, die ihrerseits historisch bedeutsame (z.B. architektonische, soziale, politische oder ideologische) Entwicklungen dokumentieren und damit die Denkmaleigenschaft des Objekts ausmachen.
Solarstromanlagen auf Kirchendächern können demnach also sogar denkmalswürdige Belege für erfolgreiche Friedensmaßnahmen der EKD angesichts der Putin'schen Agressionen sein.
Wörtlicher Auszug aus dem Kommentar:
Solaranlagen auf denkmalgeschützten Häusern sind nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Ob Gründe des Denkmalschutzes der Erteilung der Erlaubnis für eine solche Anlage entgegenstehen können, darf – so die Rechtsprechung – „nicht in abstrakter, auf alle denkbaren Einzelfälle anwendbarer Form benannt werden, sondern muss stets anhand der Besonderheiten des zur Entscheidung stehenden konkreten Falles geklärt werden.“
Die denkmalschutzrechtliche Genehmigung von kirchlichen Solaranlagen - kann aus den oben erwähnten Friedensmaßnahmen hergeleitet werden.



Die Kirchen haben im Lauf der vergangenen Jahrhundert immer wieder einmal die baulichen Symbole den neueren Erkenntnissen und Bedürfnissen angepasst. Das gilt z.B. für
  • Kirchturm
  • Ewiges Licht
  • Turm-Kreuz
  • Taufstein
  • das Geläute
  • die Orgel
  • den Altar
  • die Kanzel
Ein einprägsames - allseits anerkanntes - bauliches Symbol für die Verpflichtung zur Bewahrung der Schöpfung fehlt den Kirchen allerdings noch!
Dabei wäre es doch so naheliegend: Durch den Bau von Solaranlagen auf Gotteshäusern könnten die Kirchen ein Zeichen gegen die mörderische Energiepolitik der fossilen und atomaren Energiekonzerne setzen. Ein Zeichen, das ohne weitere Erläuterung auch für die nichtkirchliche Bevölkerung verständlich ist.

Reaktion der Öffentlichkeit

82 Prozent Zustimmung - lesen Sie selbst!

Man stelle sich einmal die Öffentlichkeitswirkung vor, wenn innerhalb weniger Monate Tausende von Kirchendächern in Deutschland mit Solarzellen bestückt würden.
Siehe dazu auch das beeindruckende Ergebnis von über eintausend Telefoninterviews durch das Forsa-Institut.

Positive Beispiele



Pfingstkirche WvF

Foto 13.10.2021: Wolf von Fabeck
Erste PV-Anlage auf einer deutschen Kirche, Duisburg-Essenb. Kaiserstraße 8. Ende der 1980er Jahre initiiert durch Pfr. Hermann Wennmann. Heute Trägerschaft "Pfingstkirche"

Damals waren die Solarmodule erheblich teurer als heute. Man hat deshalb nur den Teil des Daches genutzt, der am Nachmittag nicht durch den Turm beschattet wurde. Heutzutage sind die Solarmodule preisgünstiger und leistungsfähiger, so dass man auch das ganze Dach nutzen könnte. Entscheidend war jedoch, dass man damals überhaupt angefangen hat.



Solarkirche Pannesheide von Ebi
St.Barbara in Pannesheide, Herzogenrath  Foto: Eberhard Waffenschmidt
Man sieht auf dem Kirchendach den Schatten, den der Turm am Nachmittag wirft.

ev. Kirche Lauterbach

Rauenstein, Lauterbach, evangelische Kirche, CC BY-SA 3.0



Johanniterkirche Mirow
Johanniterkirche in Mirow Niteshift, Mirow Kirche 2010-04-07 048, CC BY-SA 3.0

Bugenhagenkirche Greifswald Wieck von Asa Helander
Bugenhagen-Kirche Greifswald-Wieck    Foto: Åsa Helander Die gesamte Dachfläche wird genutzt - Moderne PV-Anlagen können auch beschattete Flächen nutzen.




Verfasser dieses Beitrags:
Dipl.-Ing. Wolf von Fabeck
Ehrenvorsitzender
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV)
Haus der evangelischen Kirche
Frère-Roger-Str. 8 - 10 in 52062 Aachen
fabeck@klima-for-future.de