Emissionsstopp genügt nicht

Warum es nicht genügt, nur die anthropogenen Klimagasemissionen zu stoppen

Ergänzungen von Wolf von Fabeck zu einem Beitrag von Matthias Hüttmann
Ein Hoffnungsschimmer in der Klimakrise in der DGS-News vom 23.10.20


Vorab: Matthias Hüttmann bezieht sich auf einen Science-Beitrag aus dem Jahr 2013. Damals waren einige Wissenschaftler noch unsicher, ob das Klima bereits begonnen hat, zu kippen. Inzwischen besteht daran kein Zweifel mehr.
Dazu verweise ich auf
                 die Warnungen des Potsdam Instituts für Klimawandelfolgen


Der folgende Satz aus dem Beitrag von Matthias Hüttman führt zu Missverständnissen:
Wenn die Emissionen abrupt aufhören würden, so die Autoren, würden die globalen Durchschnittstemperaturen vielmehr für
viele Jahrhunderte in etwa konstant bleiben, zumindest aber nicht allzu sehr stark ansteigen, wenn überhaupt.
Dieser Satz ist missverständlich und könnte leider dazu führen, dass sich die Meinung verbreitet, es genüge noch immer, den Stopp der antropogenen Emissionen zu erreichen. Und die Forderung der Klimaschutzverbände nach schnellstmöglicher Rückholung der Klimagase aus der Atmosphäre sei übertrieben.

Ich möchte deshalb die Zusammenhänge genauer darstellen:

  • Die Globaltemperaturen steigen, so lange im Jahresdurchschnitt mehr Energie von der Sonne auf der Erd- und Meeresoberfläche ankommt (eingestrahlt wird), als im selben Zeitraum wieder abgestrahlt werden kann.
  • Die Einstrahlung ändert sich kaum, weil Klimagase die vorwiegend kurzwelligen Sonnenstrahlen leicht passieren lassen.
  • Die Abstrahlung hingegen erfolgt vorwiegend im langwelligen Strahlungsbereich und wird durch die Menge der Klimagase in der Atmosphäre und durch die Albedo (Rückspiegelungsfähigkeit) der Erd- und Meeresoberfläche bestimmt.
  • Die Menge der Klimagase nimmt beschleunigt zu (Die erschreckende Zunahme der weltweiten CO2-Konzentration in der Atmosphäre wurde für die letzten 62 Jahre durch die sogenannte "Keeling-Kurve" sehr genau aufgezeichnet!).
  • Stärker noch ist die Zunahme der Methangas-Konzentration, insbesondere in den letzten Jahren. Das Fracking und das Auftauen des Permafrostes sowie Undichtigkeiten der weltweiten Gasleitungen (z.B. auch Nordstream 1 usw) bleiben nicht ohne Folgen.
  • Betrachtet man alle Klimagase gemeinsam, so hat sich ihre Wirkung seit der vor-industriellen Zeit weit mehr als verdoppelt.
     
Es gibt mehrere wesentliche Gründe für die Zunahme der Klimagase und die Abnahme der Albedo. Hier einige Beispiele:
      
  • die Zahl der Waldbrände nimmt wegen Anstiegs der Globaltemperaturen und der Verminderung der relativen Luftfeuchtigkeit zu
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  • die weltweite Photosynthese nimmt wegen der zunehmenden Waldbrände und Baumfällungen immer weiter ab.
     
  • die Albedo verringert sich durch schwarze Rußflocken
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  • die Albedo verringert sich durch Schmelzen des weißen Eises
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  • die erhöhten Temperaturen bewirken Methanausstoß aus dem Permafrost
     
  • aus hunderttausenden nicht abgedichteten Erdgas-Fracking Bohrungen bankrotter Unternehmen entweicht methanhaltiges Erdgas
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  • die anthropogenen wirtschaftsbedingten CO2-Emissionen werden nicht vollständig eingestellt.
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Es fällt auf, dass die anthropogenen wirtschaftsbedingten Emissionen nicht die einzige Ursache für die Erhöhung der Klimagaskonzentration sind. Eine völlige Einstellung der anthropogenen Emissionen würde also noch nicht einmal den Anstieg der Klimagaskonzentration beenden, weil es noch - wie vorstehend gezeigt - viele weitere Ursachen für ihren Anstieg gibt.
Und selbst wenn die Klimagaskonzentration auf dem jetzigen Stand eingefroren würde, wäre das keineswegs ausreichend!
Erst eine erhebliche Absenkung der Klimagaskonzentration auf das vorindustrielle Niveau könnte die Welt retten.

Insbesondere verweise ich auf
                 die Warnungen des Potsdam Instituts für Klimawandelfolgen



Nachstehend folgt der von mir beanstandete Beitrag
Hervorhebung im Text durch Fettdruck durch mich, Wolf von Fabeck

Ein Hoffnungsschimmer in der Klimakrise?
Eine kleine Wissenschaftsrecherche von Matthias Hüttmann
How the climate system responds: Entommen aus Science, VOL 340, 26 April 2013
Im Magazin „Science“ erschien bereits 2013 ein Artikel unter der Überschrift “Irreversible Does Not Mean Unavoidable“. Dieser ist aktuell wieder in der Diskussion, beschreibt er doch einen möglicherweise dramatischen Wandel im Verständnis der Wissenschaft bezüglich des Klimasystems.
Denn, so sagt beispielsweise der Klimaforscher Michael E. Mann, würden auch neueste Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass eine Reduzierung der Kohlenstoffdioxidemissionen in nur 3 bis 5 Jahren zu einem damit spürbar korrespondierenden Rückgang der globalen Durchschnittstemperaturen führen können. Bislang ging die wissenschaftliche Gemeinschaft stets davon aus, dass es bei einem abrupten Stopp aller Treibhausgas-Emissionen 30 bis 50 Jahre dauern würde, bis eine Abkühlung einsetzen würde.

Besagter Science-Artikel von Damon Matthews und Susan Solomon beschäftigt sich mit dem Verständnis, wie sich ein Rückgang der CO2-Emissionen auf die globalen Temperaturen auswirken würde. Speziell behandelt er Fragen der Irreversibilität. Er räumt dabei ein wenig mit der Vorstellung auf, dass es in Zukunft zu einer nicht zu bremsenden Erwärmung kommen wird, diese also bereits „in der Pipeline" wäre, selbst wenn die atmosphärischen Konzentrationen von Kohlenstoffdioxid auf dem gegenwärtigen Niveau verblieben. Wenn die Emissionen abrupt aufhören würden, so die Autoren, würden die globalen Durchschnittstemperaturen vielmehr für viele Jahrhunderte in etwa konstant bleiben, zumindest aber nicht allzu sehr stark ansteigen, wenn überhaupt. Ebenso würden die Temperaturen bei einem Rückgang der Emissionen weniger stark ansteigen, als dies sonst der Fall wäre. Die Autoren gehen deshalb davon aus, dass eine Reduzierung der CO2-Emissionen durchaus zu einer sofortigen Verringerung der Erderwärmung führen könnte.

Diesem Aspekt wurde, zumindest meines Wissens nach, bislang wenig Gehör geschenkt, obwohl er einen sehr motivierenden Charakter besitzt. Die hier angeführte Grafik zeigt, wie das Klimasystem scheinbar auf CO2-Emissionen reagiert. Die Reaktion wird dabei sowohl durch das physikalische Klima als auch durch die Trägheit des Kohlenstoffkreislaufs, die auch mit der geringen Aufnahme von anthropogenem CO2 durch das Meer, zusammenhängt, beeinflusst. Mit dem Ergebnis, dass die Netto-Systemträgheit bei nahe Null liegt. Daher hängt die zukünftige Klimaerwärmung wohl vor allem (oder gar nur?) von den gegenwärtigen und zukünftigen CO2-Emissionen ab und die Erwärmungsrate wird unmittelbar auf die Reduzierung der CO2-Emissionen reagieren.
Kritische Anmerkung von Wolf von Fabeck:
Die Erwärmung würde nur dann zurückgehen, wenn der Gehalt an Klimagasen CO2 und CH4 auf den Gehalt zurückgeht, der in der vorindustriellen Zeit vorlag. Dazu müssen aber erst einmal erhebliche Mengen Klimagase aus der Atmosphäre aktiv zurückgeholt werden.

Untätiges Abwarten genügt leider nicht! Wenn die Suppe überkocht, muss man den Drehknopf am Küchenherd aktiv zurückdrehen!




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